Tiefbaurettung Hand in Hand mit dem THW Kaufbeuren
Tiefbauunfälle stellen Feuerwehren häufig vor besondere Herausforderungen, obwohl die Einsatzszenarien recht simpel beginnen: Beim Ausheben wird eine Grube betreten, ihre Wände stürzen ein, die Person wird verschüttet. Jährlich registriert die Berufsgenossenschaft etwa zehn bis zwanzig tödliche Unfälle dieser Art im Baugewerbe. Hinzukommen Verschüttete im privaten Bereich. Eine Gesamtstatistik liegt hierzu laut Feuerwehrmagazin jedoch nicht vor (Bericht vom 08.10.2021).
Gründe für Tiefbaurettungseinsätze sind meist ein Umgehen oder die Unkenntnis entsprechender Vorschriften und DIN-Normen wie im Falle eines unzureichenden Verbaus oder dessen unsachgemäße Entfernung. Zudem spielen Witterungseinflüsse wie Durchfeuchtung des Erdreichs oder Auftauen von gefrorenem Boden eine Rolle. Auch Überlastung der Grabenwände durch Erschütterungen oder zu nahe Lagerung von Aushub, Baugeräten oder –material kommen als Ursachen in Frage. Neben parallel geführten, einsturzursächlichen Versorgungsleitungen oder Bauteilen registriert die Polizei aber auch immer wieder unzureichende fachliche Kenntnis – vor allem bei privaten Baumaßnahmen.
Ist es bereits zu spät und ein Grubeneinsturz geschehen, sind es die ersteintreffenden Einsatzkräfte der Feuerwehren, die Wissen und Material zur technischen Hilfeleistung an die Einsatzstelle bringen. Zwar stellt das Technische Hilfswerk in so einem Fall universelle Bergungs- und spezialisierte Fachgruppen (Logistik, Räumen und Bergen, Beleuchtung, etc.), jedoch bezieht es seine aktiven Mitglieder aus einem größeren Umkreis um die eigenen Ortsverbände. Häufig stammt das Personal gar aus dem ganzen Landkreis, während die Feuerwehren auf ortsnahe Ehrenamtliche zugreifen und in der Regel deutlich schneller ausrücken können. Die ersten Rettungsmaßnahmen vor Ort müssen also von einer Feuerwehr zunächst alleine ergriffen werden und wollen wohl beherrscht sein.
Um bei einem Tiefbauunfall den Erstschlag erfolgreich zu bewältigen und anschließend Hand in Hand mit den eintreffenden THW-Einheiten zusammenzuarbeiten, braucht es Übung. Eine solche Ausbildung hielten die Freiwillige Feuerwehr Buchloe und das THW Kaufbeuren kürzlich gemeinsam ab. Auf dem Übungsgelände der Feuerwehr wurde vorab eine Grube ausgehoben. Sodann wiesen die Führungskräfte des THW Kaufbeuren Alexander Werner, Michael Settele und Christoph Donnert die Feuerwehrkameradinnen und –kameraden in Theorie und Praxis in Tiefbauunfälle ein. Eine Gemeinschaftsübung rundete die von Zugführer Andreas Berchtold aus Buchloe organisierte Ausbildung ab. Als wichtige Erkenntnis nahmen die Feuerwehrkräfte mit, dass die Beschaffenheit des Erdreichs selbst nicht eingeschätzt werden kann. Im Erstschlag der Feuerwehr werden also alle Böden als „nicht bindig“, d. h. locker angenommen, sodass Tiefbaueinsatzstellen nie als „sicher“ zu bewerten sind.
Besten Dank dem THW Kaufbeuren für die hervorragende Unterrichtseinheit und die tolle Zusammenarbeit an diesem für uns lehrreichen Übungstag!